Canterbury Tales
Einführung
Die "Canterbury Tales" (Deutsch: "Canterbury Erzählungen") sind das berühmteste Werk des mittelenglischen Dichters Geoffrey Chaucer (ca. 1340 - 1400).
Verfasst in Vers- und Prosaform beschreibt Chaucer die Reise einer bunt gemischten dreißigköpfigen Pilgergruppe von London nach Canterbury. Ziel der Pilgerfahrt ist der Schrein des Heiligen Thomas Becket. Die einzelnen Tales sind eingebettet in eine Rahmenhandlung: Auf dem Weg zur Pilgerstätte erzählen sich die Pilger als Teil eines Wettbewerbs Geschichten.
Da diese Geschichten einiges über den jeweiligen Erzähler verraten, entsteht so ein lebhaftes Portrait der spätmittelalterlichen englischen Gesellschaft und auch von Chaucer selbst, denn er nicht nur Dichter, sondern auch als Person in seinem Werk präsent.
Komplettausgaben & Übersetzungen (Deutsch / Neu-/Mittelenglisch)
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Canterbury Tales Zweisprachige Ausgabe (3 Bde.)
Gebundene Ausgabe (Übersetzer D. Droese
General Prologue & 6 Tales (Deutsch/Mittelenglisch)
Gebundene Ausgabe 2008 (Übersetzer Alfred von Düring)
Die Aussprache des Chaucer-Englischen (Übungsbuch)
Die Canterbury Tales und ihr Reichtum erzählerischen Schaffens
Die "Canterbury Tales" beziehen ihre literaturhistorische Bedeutung durch die von Chaucer in die Erzählung eingewobenen, unheimlich lebendigen und treffenden Charakterstudien der Mitreisenden. Bei Chaucer sind viele Angehörige verschiedener spätmittelalterlicher Stände vertreten: Adlige, Ritter, Mönche und Ablassprediger, Vertreter des aufstrebenden städtischen Bürgertums, Gutsbesitzer, Handwerker, eine Frau aus Bath, ein Jurist, ja sogar ein Müller.
Sie alle werden vom Dichter/Erzähler (der selbst Teil der Pilgerschar ist) auf sympathische und authentische Art und Weise in ihren Stärken, Schwächen und Marotten skizziert.
Es sind vor allem die Charaktere, die in den "Brücken" ("links") zwischen den einzelnen Erzählungen ihre eigenen Angewohnheiten (und die der Mitreisenden...) auf sehr menschliche Art und ziemlich augenzwinkernd reflektieren.
Wichtig sind natürlich auch die in den Tales behandelten, für die damalige Zeit so wichtigen Themen wie Gerechtigkeit, Liebe, ein gottgefälliges Leben und - last but not least - "sovereynetee as wel over hir housbond as hir love", also die Dominanz des weiblichen Geschlechts in der Ehe (Wife of Bath's Tale Prologue and Tale).
Zusammenfassung und Überblick
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Fifteen Tales and the General Prologue
General Prologue & The Physician's Tale (Audiobook)
Chaucer: His Life, His Works, His World
Warum die Canterbury Tales auch heute noch lesenswert sind
Die Canterbury Erzählungen sind ein Höhepunkt schriftstellerischen Schaffens und bieten eine Vielfalt verschiedener literarischer Gattungen, von der philosophischen Romanze des Ritters (The Knight's Tale) über das religiöse Exemplum des Ablasspredigers (The Pardoner's Tale) bis hin zum heftig-derben Fabliaux des angeheiterten Müllers (The Miller's Tale). Insofern sind die Canterbury Tales eine ungemein farbenfrohe Reflektion und Weiterentwicklung spätmittelalterlicher Erzählgattungen. Ergänzend hierzu immer interessant ist der historische Kontext (s. England im 14. Jahrhundert) als auch die Sprachentwicklung vor dem geschichtlichen Hintergrund (s. English History and Language).
Die Canterbury Tales sind unvollendet geblieben und es gab keine abschließende Revision durch Chaucer. Da die einzelnen Tales lediglich handschriftlich als Fragmente überliefert sind (z.B. in der Ellesmere Handschrift), so ist die "richtige" Reihenfolge der einzelnen Geschichten in der Forschung umstritten. Dennoch: Das Werk Chaucers empfiehlt sich somit auch nach mehr als 6 Jahrhunderten als erfrischende Lektüre, nicht nur für Studenten der Anglistik und Freunde des Mittelenglischen. Geoffrey Chaucer schuf mit seinen "Canterbury Tales" ein stilistisch innovatives Werk mit einer höchst originellen Geschichte und humorvoll individualisierten Charakteren.
Erfrischend und humorvoll ist auch das Video von Ted-Ed, das einen Überblick über das Werk Geoffrey Chaucer's gibt: