England im 14. Jahrhundert
Stagnation und Krisen
Das 14. Jahrhundert ist geprägt von krisenhaften und demographisch katastrophalen Ereignissen: Der Great Famine, dem Schwarzen Tod (Black Death, Black Plague oder auch einfach Plague genannt) und dem Bauernaufstand.
- 1. Stagnation und Krisen
- 1.1. The Great Famine - Der Große Hunger
- 1.2. The Hundred Years' War - Der Hundertjährige Krieg
- 1.3. Black Death - Die Pest
- 1.4. The Peasants Revolt- Der Bauernaufstand
The Great Famine - Der Große Hunger
Ein ausgedehnte Wärmeperiode, die sogenannte Medieval Warm Period MWP, ermöglichte vom 9. bis zum ausgehenden 13. Jahrhundert eine intensivere Bewirtschaftung der Felder und Äcker. Auch weniger fruchtbare, nährstoffarme Böden konnten aufgrund steigernder Durchschnittstemperaturen bestellt werden. Die Klimaänderung begünstigte das Wachstum kälteempfindlicher Pflanzen - diese wurden nun auch in nördlicheren Gegenden angebaut. Die Saat war weniger durch Frost, zu wenig Sonnenschein oder andauernden Regen gefährdet. Relativ stabile Ernten sorgten dank der vorteilhaften klimatischen Umstände für eine bessere Lebensmittelversorgung einer stetig wachsenden Bevölkerung.
Zwischen 1315 und 1317 führte dann eine langanhaltende Schlechtwetterphase in Nordeuropa zu einer dramatischen Zäsur. Im Frühjahr 1315 regnete es ungewöhnlich lange und ausgiebig. Auch in den darauf folgenden verregneten Sommern konnte die Saat (v.a. Getreide) nicht reifen. Kühlere Temperaturen sowie harte Winter verschärften die Krise. Die Preise für Lebensmittel stiegen, Saatgut und Essen wurden knapp. Das Vieh konnte aus Mangel an Stroh und Heu nicht ausreichend ernährt werden. Die dauernde Feuchtigkeit und heftiger Regen zerstörten Dämme, ließen die Saat verrotten und überschwemmten fruchtbares Ackerland. Die Schlechtwetterperiode hielt an bis ins Frühjahr 1317 und stabilisierte sich erst 1322 wieder. Aufgrund von akuter und chronischer Mangelernährung, Krankheiten und sozialer Gewalt erhöhte sich die Sterblichkeit dramatisch.
The Hundred Years' War - Der Hundertjährige Krieg
Als den Hundertjährigen Krieg bezeichnet die Geschichtsforschung die immer wieder aufflammenden, von längeren Friedenszeiten unterbrochenen Kampfhandlungen zwischen England und Frankreich.
Als Grenzdaten des Krieges gelten die Jahre 1337 und 1453.
Im Kern des anglofranzösischen Konflikts stand der Anspruch der englischen Könige auf den französischen Thron, während der französische König auf den Vasallenstatus des englischen Königs als Herzog der Normandie pochte. Der Konflikt war damit eine Gemengelage aus Erbstreitigkeiten über die legitime Thronfolge einerseits sowie die Durchsetzung von Gefolgschaft andererseits.
Zum Zeitpunkt der größten territorialen Ausdehnung (12. Jahrhundert) herrschte der englische König aus dem Haus Plantagenet nicht nur über England, sondern war auch im Besitz von Grafschaften und Herzogtümern in Frankreich: Anjou, Tours, Maine, Normandie, Gascogne, Bretagne und Aquitanien. Der Einflussbereich dehnte sich bis an die Pyreneen im Süden Frankreichs aus - der englische König war damit gleichzeitig mächtigster Vasall des französischen Königs.
Obwohl "England" und "Frankreich" seit 1066 über das Herzogtum Normandie lehnsrechtlich, wirtschaftlich und sozio-demographisch eng verbunden waren, speiste sich der Konflikt aus mehreren Quellen: Zum Einen der Streit um die Thronfolge, als 1328 der französische König Karl IV. starb und es keine direkten männlichen Nachkommen gab. Der englische König Eduard III. wie auch Philipp von Valois, ein Cousin des verstorbenen Königs, erhoben Anspruch. Philipp proklamierte sich im selben Jahr noch zum französischen König und regierte als Philipp IV. bis zu seinem Tod 1350. Auch im Konflikt um die schottische Regentschaft standen sich die Parteien verfeindet gegenüber. 1337 verfügte Philipp IV. die Generalmobilmachung. Ein Jahr später erhob Eduard III. offiziell seinen Anspruch auf den französischen Thron, proklamierte sich 1340 zum König von Frankreich und zog mit einem Heer nach Frankreich.
Es folgten Phasen mehr oder weniger intensiver Kriegshandlungen, diplomatischer Bemühungen, Eroberungen und Verluste, Friedensverträge und wechselnde Bündnisverhältnisse. 1346 wurden die Franzosen bei Crecy vernichtend geschlagen, ebenso 1415 in der Schlacht von Azincourt. 1431 starb Johanna von Orleans auf dem Scheiterhaufen, doch das Blatt hatte sich bereits zugunsten der Franzosen gewendet. Nach und nach eroberten die französischen Truppen die unter englischer Herrschaft stehenden Gebiete auf dem Festland zurück, bis schließlich auch Bordeaux 1453 zurückerobert wurde. Damit waren alle Territorien auf dem europäischen Festland (bis auf Calais, das bis 1559 in englischem Besitz blieb) wieder unter französischer Kontrolle.
Black Death - Die Pest
Es gibt keine zuverlässigen Statistiken über die genaue Zahl der Pesttoten. Die moderne Forschung schätzt, dass die Pest-Epidemie ein Drittel bis 50% der englischen Bevölkerung hinwegraffte.
Moderne DNS-Analysen von Skeletten aus Massengräbern der Zeit sowie zeitgenössische schriftliche Quellen legen Zeugnis ab über das massenhafte und grausame Sterben, so z.B. die Chroniken des Kathedralpriorats von Rochester (verfasst 1314-1350). Dort wird berichtet, dass die Pest so wütete, dass keiner mehr da war um die Toten zu beerdigen. Eltern trugen ihre toten Kinder und warfen sie in bestialisch stinkende Massengräber. 1
Obwohl die Pest in ganz Europa und dem Mittleren Osten wütete, so unterscheiden sich die Opferzahlen je nach Region, Siedlungsdichte, Untersuchungszeitraum und Quellenlage.
Der Ausbruch der Schwarzen Pest begann im Sommer 1348. Hauptüberträger der Krankheit war der Rattenfloh. Über die damaligen Seehandelsrouten gelangte der gefürchtete "Schwarze Tod" nach England. Die Hafenstädte im Süden waren zuerst betroffen, und schnell breitete sich die Pest in den folgenden 3 Jahren über die gesamte Insel aus.
Die Nachwirkungen der Pest waren zu Lebzeiten Chaucers zwar noch deutlich spürbar auf jeder Ebene des Lebens. Dennoch hatte sich in der Jahrzehnten nach der Pest die Nahrungsversorgung deutlich verbessert wie auch das Los der (überlebenden) Bauern sich tendentiell zum Positiven verändert: "This was a time of general recovery of the population and economy of Medieval England".2
Eine Verknappung der Arbeitskräfte hatte höhere Löhne ermöglicht - und viele Gutsbesitzer mussten aufgrund der pestbedingten labour shortage diese Löhne auch bezahlen. Dieser Entwicklung versuchte König Edward III. entgegenzuwirken, indem er das Lohnniveau auf den Stand vor der Pest einfror (1349 Ordinance of Labourers / 1351 Statute of Labourers). 3
The Peasants Revolt- Der Bauernaufstand
Politische Zwangsmaßnahmen waren nicht sehr populär. Die von Edward III. erlassenen Regelungen waren einer der Einflußfaktoren, die 1381 zur Peasants' Revolt, zum Bauernaufstand, führten. Chaucer erlebte möglicherweise den Bauernaufstand in London mit. In den Canterbury Geschichten findet aber dieses einschneidende Ereignis nur am Rande statt - was wohl Chaucers Stellung am Hof geschuldet ist. Denn Chaucer entstammte einer alteingesessenen Weinhändler-Familie und stieg im Laufe seiner Karriere zum "Höfling" auf, zum Ritter, Gesandten und Diplomat der Könige seiner Zeit.
Die unruhige 20jährige Herrschaft Richard II. 1377-1399 ermöglichte den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg städtischer und adliger Führungsgruppen, und auch Chaucer konnte davon profitieren.
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Firsthand account of the Black Death, written at the Cathedral of Rochester, zur Zeit offline ↩︎
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Demographics of Chaucer's England, zur Zeit offline ↩︎